Dog-Columbus

Lieber Leser, im monatlichen Wechsel finden Sie auf dieser Seite interessante Kolummnen, die in der "Münsterlandzeitung-" erschienen sind.

Max der Meisterdieb
 Max klaute Tomaten aus Nachbars Gemüsegarten. Max war ein 8 Monate junger Labradorrüde mit kriminellen Tendenzen und Hang zur gesunden Ernährung. Doch Max’s Neigungen sorgten für Verdruss bei seinen Besitzern, der Familie J. Neulich erst brachte die Nachbarin, die alles andere als amüsiert war, den kleinen Dieb persönlich nach Hause zurück. Familie J. hatte den Max bisher noch nie dabei ertappt, dass er versuchte in den Garten der Nachbarn zu gelangen. War eines der Familienmitglieder im eigenen Garten, unternahm Max nichts dergleichen. Ein Dilemma also – war jemand dabei, haute der Hund nicht ab, war er allein, war niemand da, um zu unterbinden dass er türmen ging. Eine Hecke von ca. acht Metern Länge kurzfristig ausbruchsicher zu machen, ist sicher nicht so schnell umzusetzen und der Ärger der Nachbarin ist verständlich…Also was tun? Die Versäumnisse in diesem Fall liegen irgendwo in der Vergangenheit und sind oft nicht mehr klar nachvollziehbar und nicht rückgängig zu machen. Im Fall von Max ist das lernen durch eine negative Erfahrung manchmal die einzige Möglichkeit, die bleibt. Bei diesem jungen Labrador bedeutete dies konkret den Einsatz von Wasser. Steckt der kleine Held beim nächsten Mal die Nase durch das Loch in der Hecke, bekommt er kurz einen Wasserstahl ab. Wichtig ist dabei, dass er das gerade Erlebte mit keiner Person in Verbindung bringt. Er darf nicht bemerken, wer oder was dahinter steckt. Grundsätzlich sei an dieser Stelle gesagt, dass lernen durch negative Erfahrungen grundsätzlich nur die AUSNAHME sein darf. Die Fehler liegen im Vorfeld auf Seiten der Menschen (Max weiß nicht, dass die Tomaten jemandem gehören, er freut sich nur über seine Beute). Außerdem erfordert diese Art von Korrektur eine sehr gute Planung, soll sie doch gleich beim ersten Mal den gewünschten Erfolg bringen. Letztlich muss die Maßnahme auf den Charakter des Hundes abgestimmt sein – also nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wir möchten ein Verhalten korrigieren, nicht den Hund traumatisieren. Maßnahmen, die für den Hund Schmerzen bedeuten, sind selbstverständlich abzulehnen. Sollten Sie also jemals vor einem ähnlichen Problem stehen, holen Sie sich fachliche Unterstützung. Im Übrigen wirkte sich Maxens Tomatenmahl verheerend auf seine Darmtätigkeit aus. Die arme Familie J. hatte also dann auch noch ihre Freude… In diesem Sinne: Guten Appetit.

Verfasser Gerrit Haltmayer